Leider haben wir es bei der aktuell amtierenden Bundesarbeitsministerin mit der schlimmstmöglichen Besetzung in diesem Amt zu tun, die sehr frei von jeglicher Kenntnis von Ökonomie und ihre Wirkungsweisen ihre reine Ideologie durchdrückt (ich empfehle einfach mal den Wikipedia-Eintrag zu ihr zu lesen, um einen Eindruck ihrer Biografie zu erhalten). Nicht umsonst kann man in den Beratungen innerhalb des Bundestages und auf ministerieller Arbeitsebene das beständige Augenrollen der zuständigen Beamten fast schon hören, wenn sie entgegen ihrer tatsächlichen Kenntnis der Lage handeln müssen. Ein interessantes Beispiel: bei einer der Beratungen des Haushaltsausschusses zum Mindestlohn wurden die Vertreter des BMAS gefragt, welche Auswirkungen der Mindestlohn aus ihrer Sicht haben werde. Antwort: keine. Die Ausschussvorsitzenden haben nachgehakt, ob das die tatsächliche Meinung des Hauses sei, worauf sinngemäß die Antwort kam "Natürlich nicht, aber sie kennen ja die Vorgaben der Hausspitze". Genau so macht Nahles Politik.
Ich skizziere hier eine konkrete Auswirkung des Mindestlohns anhand meines eigenen Unternehmens: künftig sollen auch Praktika mit dem Mindestlohn belegt werden. Bislang haben wir regelmäßig Praktikaplätze angeboten, meist im Umfang von zwei bis sechs Monaten und zu einem umgerechneten Stundenlohn von 5 Euro. Da wir unsere Praktikanten häufig an ernsthaften, aber Non-Profit-Projekten einsetzen, machen wir mit diesen keine oder nur geringe Umsätze. Das ist so gewollt, weil wir die Praktikanten eben lernen lassen wollen und sie nicht im Alltag unserer gewinnorientierten Projekte einsetzen können (und teilweise auch nicht dürfen). Das heißt, Praktika kosten uns Gewinn. Wenn wir ihnen nun den Mindestlohn zahlen müssen, werden sie noch mehr als bisher zu einem Kostenfaktor, dem zumindest kurz- und mittelfristig keine Einnahmen gegenüberstehen. Für mich ist die zwingende Schlussfolgerung, dass wir keine Praktikaplätze mehr anbieten werden und das aus mehreren Gründen:
a) 5 Euro an Stundenlohn für einen Praktikanten erschienen mir fair, 8,50 Euro erscheinen mir nicht mehr fair.
b) Ich will und werde mir nicht von jemand Dritten, der nichts mit meinem Unternehmen zu tun hat und nicht meine Sorgen und Nöte darum teilt, vorschreiben lassen, wie viel ich jemandem zu zahlen bereit bin. Das ist die ureigenste Angelegenheit derjenigen, die hier miteinander verhandeln und sich in die Augen sehen müssen, also die von Angestellten bzw. Prakikanten und Unternehmern (Ich bin mir recht sicher, dass viele Unternehmer in diesem Aspekt ähnlich empfinden und das die Teile der Regierung, die den Mindestlohn vorantreiben, diese Empfindung nicht im Geringsten verstehen, allen voran Nahles nicht. Denn nicht sie, sondern ich stehen in der Verantwortung für alle Mitarbeiter des Unternehmens zu sorgen und auch dafür, dass es ihre Arbeitsplätze auch in einigen Jahren noch gibt).
c) Rechnet man einen Praktikumsplatz in Vollzeit mit 8,50 Euro/Stunde und 40 Stunden die Woche auf den Monat, erhält man ein Gehalt von ca. 1.400 bis 1.500 Euro (im Vergleich zu 850 bis 900 Euro bisher). Es wird viele Anbieter geben, die sich das für ein schlichtes Praktikum nicht leisten können (wir auch nicht). Und das wird nicht nur in der Wirtschaft zu einem Problem werden. Hundertausende von Praktika finden in gemeinnützigen Organisationen statt, im Umwelt- oder Sozialbereich. Diese werden häufig kaum oder gar nicht bezahlt, bereiten aber allen Beteiligten viel Freude oder Lebenserfahrung und sind wichtig für viele Funktionen unseres Zusammenlebens. Auch diese Praktikaplätze werden ruiniert.
d) In dieser Lohnhöhe muss man kein Praktikum mehr anbieten - man macht als Unternehmer gleich einen normalen Job mit entsprechender Probezeit daraus. Die bisherige Einfachheit und Kostengünstigkeit der Praktika entfällt, sie werden für die Anbieter überflüssig.
Der Mindestlohn für Praktikanten wird also dafür sorgen, das viele Praktikaplätze verloren gehen werden - zulasten der Praktikanten und der Anbieter. So ruiniert man etwas, das nicht kaputt ist.
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