Bereits in einem früheren Beitrag ging ich auf die Rolle der Medien ein, ihr häufiges Versagen ein und wie häufig sie lediglich der Lieferant einer eher mittelmäßigen Darstellung der Wirklichkeit. Seither belegen sie diese eher peinliche Einordnung weiter.
Man muss sich im Zusammenhang mit der gesamten "Bundespräsidentenaffäre" einfach ein paar schlichte Fragen stellen: 1. Hätte ich bei einem hohen Geldbedarf eher den Kredit einer Bank oder den eines Freundes genommen? Ich würde jederzeit meine Freunde vorziehen - das hat Präsident genauso gemacht. 2. Glaubt ernsthaft jemand, Wulff hätte dem Kreditgeber irgendetwas dafür an politischer Einflussnahme gegeben? Das ist lachhaft, nein. Die Opposition wirft nur peinliche Nebelkerzen a'la "es sind noch Fragen offen", weiß aber nicht, was genau denn noch offen sei. 3. Würde jemand nicht im toll gelegenen Ferienhaus von Freunden seinen Urlaub verbringen, wenn er darf? Natürlich nicht, wir würden es alle so machen.
Betrachtet man die Vorwürfe im hellen Tageslicht, ohne Verschwörungsdenken, bleibt nichts übrig, was nicht jeder deutsche Bürger auch so machen würde. Was sich Wulff vorwerfen lassen muss, ist sein peinlicher Umgang mit der Presse, sowohl früher als auch heute. Nie hätte er sich zu Dummheiten wie Anrufbeantworternachrichten, Drohungen oder scheibchenweiser Wahrheit hinreißen lassen dürfen. Dieses Denken ist veraltet und funktioniert heute nicht mehr. Er hätte sensibler sein können, was die Inanspruchnahme von Gefälligkeiten von Freunden angeht, aber das zweitrangig. Der entscheidende Punkt ist, das das Thema derart langweilig ist, dass ich nichts mehr darüber lesen will und lese.
Denn weder ist die Pressefreiheit in Gefahr noch ist es das Amt noch ist es die Demokratie. Alles, was hier passiert, ist, dass sich Journalisten und Meinungsmacher auf ein halbwegs waidwundes Opfer stürzen um es endgültig zur Strecke zu bringen. Treibjagd 2.0 sozusagen, nachdem man schon die FDP zu Fall gebracht hat. Leider verdrängt das belanglose Geschwafel alle wichtigeren Themen: wie sieht es mit Europa in diesem Jahr aus? Kommen Griechenland, Spanien und Portugal auf die Beine und ihre Schulden in den Griff? Was treibt Monti in Italien und schafft er es, das Land zu reformieren? Agieren die griechischen Gewerkschaften weiter verantwortungslos? Kommt Deutschland weiter gut durch die Krise? Wie läuft es im Herzen des amerikanischen Wahlkampfes und was passiert mit den USA? Enttäuscht Barack Obama weiterhin alle in ihn gesetzten Erwartungen? Was ist mit Guantanamo und den entrechteten Gefangenen? Was passiert mit unserer Energieversorgung nach dem Atomausstieg? Was ist mit der globalen Erwärmung? Was ist mit der zunehmenden Erschöpfung unserer natürlichen Ressourcen, der Desertifikation, dem Anstieg des Meeresspiegels oder dem Verhalten der Konsumenten bei der ungehemmten Verschwendung unserer natürlichen Lebensgrundlagen? Was ist eigentlich aus Fukushima geworden und wie geht es den zehntausenden Flüchtlingen, die um ihr Hab, Gut, Gesundheit und Zukunft gebracht wurden? Was ist mit den rechtsnationalistischen Tendenzen in unserer Demokratie? Wie sieht es mit unserer demographischen Entwicklung aus? Können wir die (endlich) wieder zunehmende Zuwanderung sinnvoll steuern?
Es gäbe unendlich viel zu berichten, zu recherchieren, zu entdecken. Stattdessen klammert sich die Medienlandschaft in gähnend langweiliger Weise an ein gähnend langweiliges Thema, der Spiegel veranstaltet zusammen mit dem populistischen deutschen Hetzblatt und dessen Chefredakteur eine würdelose Hetzjagd auf einen glücklosen und ungeschickten Bundespräsidenten. Man muss wohl bekennen: dieses Land kann keine Probleme haben, wenn es dieses Thema so lange ganz oben im öffentlichen Interesse hält. Oder ist es gar kein öffentliches Interesse, sondern nur das einer Teilgruppe der Gesellschaft, die einfach einen Aufreger braucht, an dem sie sich abreagieren kann? Ich habe das Interesse verloren und bekenne: ich lese keine Artikel über Christian Wulff mehr.
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