Der Fisch stinkt vom Kopf her. Das gilt auch für Unternehmen, Vereine, Organisationen oder in der Politik. Man kann feststellen, dass sich moralisch zweifelhaftes Verhalten einer gesellschaftlichen Gruppe häufig erst durch die Deckung oder das exemplarische Vorleben durch die Führungsfiguren der Organisation etablieren kann. Das sieht man gut an der griechischen Tragödie.
Das gilt aber auch für unsere eigene Bundesregierung und hier steht - leider - die Kanzlerin selbst für die Gültigkeit des Sinnspruchs: ob es um den einwandfrei überführten Plagiator Karl-Theodor zu Guttenberg, den durch peinliche Ausfälle auffallenden Politrowdy Ronald Pofalla, den Verfassungsignoranten Hans-Peter Friedrich oder den moralisch ambivalenten, ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff geht: sie alle wurden und werden von Angela Merkel auch dann noch im Amt belassen, selbst wenn sie sich als moralisch höchst ungeeignet erwiesen haben.
Zu Guttenberg wurde von ihr auch nach der zweifelsfreien Überführung seiner Tat gehalten und trat erst nach massivem öffentlichem Druck zurück. Ihre Aussage "„Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten oder einen Promovierenden oder einen Inhaber einer Doktorarbeit berufen, sondern mir geht es um die Arbeit als Bundesverteidigungsminister. Die erfüllt er hervorragend, und das ist das, was für mich zählt.“ mag man ja als Loyalität zu einem Untergebenen werten, ist in Wirklichkeit jedoch Sturheit. Pofalla darf ungeschoren den Bundestag zur Pöbelstube machen und im Fall des Innenministers ist sogar mehr drin: selbst Verfassungsbruch rechtfertigt in der Regierung Merkel immer noch nicht die Entlassung aus dem Amt. Und der Amtsinhaber des einen Amtes der Republik, in dem es wie in keinem anderen auf moralische Integrität ankommt, wurde ebenfalls so lange von ihr gehalten, bis die Staatsanwaltschaft ankommen und für sie den dreckigen Job machen musste. Hier wird Sturheit zu Ignoranz - und auch Feigheit vor der Wahrheit.
Statt solche Minister aus ihrem Amt zu entfernen (oder Wulff zum Rücktritt aufzufordern) duldet sie diese und lässt die zurecht wogende öffentliche Kritik daran stets an sich abperlen. Im Lauf der Zeit ist hier deutlich geworden, dass sie um jeden Preis vermeiden will, in der Öffentlichkeit zugeben zu müssen, das sie einen Fehler bei der Wahl der jeweiligen Person gemacht hat. Im Nachhinein hat sie auch über diejenigen, welche gehen mussten, nicht mehr gesprochen, sondern den Mantel des Schweigens gedeckt. Was das für ein Vorbild an Moralität abgibt, ist klar: keines. Sich dann darüber zu wundern, das sich ganze Bevölkerungsschichten daran ein Beispiel nehmen, ist realitätsfern. Statt den Menschen ein Vorbild zu sein, stiftet die Kanzlerin also eher selber zu moralisch zweifelhaftem Verhalten an - nicht durch sich selbst, sondern durch ihr Umfeld, in dem sie duldet, was sie selbst nicht betreibt, betreiben kann oder will.
Und eigentümlicherweise nehmen die Deutschen ihr die ganzen personellen Fehltritte in keinster Weise übel. Im Gegenteil ist sie populärer denn je, ganz so, als ob sie unter den ganzen zweifelbehafteten Gestalten, mit denen sie sich umgibt, umso weißer herausstrahlte, je trüber ihre Gesellschaft ist. Und das ist schon eine bemerkenswerte Tatsache, denn schließlich ist es ja die Kanzlerin selbst, welche all die moralisch fragwürdigen Personen in ihre Ämter gebracht hat und in diesen hält. Das sich das in keiner Weise auf das ihr entgegengebrachte Vertrauen niederschlägt, verwundert mich und und macht auch ein wenig ratlos. Denn letztlich ist ohne Moral Alles nichts.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen